Berghotel Schwarenbach um 1830, Quelle: Privatbesitz Fam. Stoller

Jemima Morrell

Die 31-jährige ledige Jemima Morrell aus Selby (UK) stammt aus der neuen Mittelschicht, die sich durch die Industrialisierung gebildet hat. Sie und ihre drei Geschwister werden zu Hause unterrichtet. Morrell hat bereits mehrere Ferienreisen in Grossbritannien unternommen und die Frage nach dem nächsten Urlaub beschäftigt sie.

Sie notiert in ihrem Bericht: “What an anxious question this annual holiday is now becoming! Everybody has been to Scotland, some of us had done the Land’s End, Ireland is not everybody’s choice, the International Exhibition had tired us all of London, Scarbro’ is only suitable for invalids and children, the Lake District done years ago, and Fleetwood is worse than Scarbro’ – where shall we go next?”
Da kommt ihr Thomas Cooks Ausschreibung in die Schweiz recht. Die Schweiz verheisst Abenteuer und ist eines der angesagtesten Reiseziele
des 19. Jahrhunderts.

Drei Wochen lang reist die kecke Viktorianerin, in angemessener Begleitung ihres Bruders und dem Junior United Alpine Club, durch die Schweiz und kommentiert ihre Erlebnisse mit spitzer Feder. Ihr Blick ist beeinflusst von der Romantik, welche die Natur idealisiert und als Ventil für grosse Emotionen nutzt. Nichts verkörpert die romantische Landschaft besser als die Schweizer Alpen. Sie stehen für Schönheit und Wildnis und lösen Gefühle von Sehnsucht und Freiheit aus.

Jemima Morrell ist belesen und ihr Blick auf die Schweiz ist beeinflusst durch Literatur und Malerei. Auf der Gemmi zitiert sie das Gemmigedicht von William Wordsworth (1770-1850) und beim Blick von Leuk ins Rhonetal zitiert sie John, Ruskin, einen berühmten englischen Maler des 19. Jahrhunderts, der die Schweiz viele Male bereist hat.

1867 heiratet sie John Broadley Greenwood, einen reichen Grossgrundbesitzer und hat mit ihm einen Sohn Robert Morrell Greenwood.

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